Unterwäsche früher und heute
Redaktion / Oktober 26, 2012 / Keine KommentareAn jeder Straßenecke trifft man heutzutage Billboards mit halbnackten Frauen, deren intime Körperteile mit winzig kleinen, transparenten Dessous aus Seide oder Tüll bedeckt sind. Sexy BH’s, Strings, Slips, Korsetts und Strümpfe bilden das gesamte Spektrum der heutigen Damenunterwäsche, mit der gerade globaler Markt erobert wird, um immer höhere Umsatze für die Modeindustrie zu erreichen. Außer den rein wirtschaftlichen Faktoren sind aber auch kulturelle und soziale Umwandlungen zu beachten, die sich in der Unterwäsche seit ihrer Anfängen widerspiegeln.
Kurze Geschichte der Unterwäsche
Diese Anfänge reichen bis ca. 2.000 Jahre vor Christus zurück. Subligaculum hieß die erste Unterhose für Frauen und Männer, die schon im alten Rom getragen wurde. Im Griechenland des Altertums banden die Frauen das so genannte Strophium über die Brust, wodurch sie ihre Brustlinie vorteilhaft unterzeichneten. Damals war die Unterwäsche als Zeichen sozialer Rangordnung angesehen, denn so versuchten sich die oberen Schichten von den niedrigen abzuheben. Ein Langhemd aus Leinstoff, wie man ahnen könnte, hat sich im christlichen und frommen Mittelalter durchgesetzt. Es war sowohl durch die Frauen, als auch durch die Männer Tag und Nacht getragen. Die Rolle dieser Unterhemden war auf rein praktische Zwecke beschränkt – sie sollen vor Kälte und kratziger Oberbekleidung schützen. Die Renaissance führte völlig neue Modetrends ein, die auf dem spanischen Hof dominierten. Frauen wurden mit Vorsatz in einen engen Vertugadin eingedrückt, der aus Fischbein und Eisendraht bestand. Die Damensilhouette nahm zwar eine weibliche, aber auch eine stark geometrische Form an. Die Brust soll aus den Männeraugen verschwinden, um nicht in Versuchung zu führen. In demselben Jahrhundert wurde auch die erste Unterhose zur Garderobe eingeführt. Katharina von Medici war ihre Erfinderin und empfahl diese „Gesäßbinde“ den Frauen an ihrem Hof. Lange herrschte dieses Modediktat für Frauen, das weibliche Rundungen zu unterzeichnen hatte.
Das 19. Jahrhundert – Wendepunkt in Unterwäschemode
Erst das 19. Jahrhundert brachte einen markanten Umbruch im Bereich der Damen- und Herrenunterwäsche. Im Jahre 1876 bekamen Soldaten der preußischen Armee lange Unterhose aus Baumwoll- oder Seidentrikot zum Anziehen. Die Damenunterwäsche gewann auch an neuen Formen und Mustern. In Mode kamen die englischen Drawers sowie die französischen Pantalons aus Baumwolle und Seidentrikot. Immer größeren Wert legte man damals auf dekorative Elemente der Damenunterwäsche, die mit Schleifen, Rüschen und Knöpfen verziert wurde. Das 20. Jahrhundert brachte die heute so populären, amerikanischen Boxershorts für die Männer sowie den beinlosen Slip für die Frauen auf den Markt. Danach ging die Dessous-Industrie langsam in die Richtung des globalen Kapitalismus, der durch eine große Auswahl von Materialien, Designs, Formen und Farben gekennzeichnet ist.
Die Unterwäsche des 21. Jahrhunderts hat schon eine lange Geschichte hinter sich und sie geht weit über praktische Zwecke hinaus. Sie wurde durch Erotik und Sexualität, durch den dominierenden Körperkultur und andauernde Tabubrüche beherrscht. Intim ist sie schon auf jeden Fall nicht.